„Dein Jahr 2017 in einem Wort?“ fragte Attila Albert Anfang Dezember auf seiner Facebookseite. Ich fand es spannend zu lesen, welche Begriffe die Kommentierenden wählten, um ihr vergangenes Jahr zu beschreiben. Also griff ich Attilas Post auf meiner Seite auf. Und las erneut mit großer Faszination, was nun meine Facebook-FreundInnen dazu schrieben.
Überrascht war ich davon, wie sehr es mich beschäftigte, was ich las: Was meinte Nicole wohl, wenn sie ihrem vergangenen Jahr die Überschrift „Spießig“ gab? Welche Geschichte verbarg sich hinter Mathis’ „Abschied“? Wieso ist 2017 für Manuela „deprimierend“, für Kerstin dagegen „wunderbar“ gewesen?
Warum mich all diese Ein-Wort-Beschreibungen gleichermaßen rührten? Ich glaube, es war die banale, aber im Alltag oft vergessene Erkenntnis: Hinter jedem einzelnen Kommentar steckte eine sicher meist unspektakuläre, aber einzigartige Geschichte – die zum einzigartigen Leben eines einzigartigen Menschen gehört. Oder, wie es Türkiz ausdrückt, die hier zusammen mit neun anderen ihr 2017 beschreibt:
„Das Lesen der Antworten war ein bisschen wie in der U-Bahn sitzen und sich fragen, wie das Leben des Menschen wohl aussieht, der dir gegenüber sitzt.”
Jedenfalls kam mir die Idee: Vielleicht würden mir ein paar meiner FB-FreundInnen die Geschichten zu den einzelnen Worten erzählen, die sie gewählt hatten. Geschichten, die es niemals in einen offiziellen Jahresrückblick schaffen werden, die aber trotzdem lesenswert sind: Weil sie uns daran erinnern, wie wechselhaft, manchmal schön, manchmal schwer oder schmerzhaft, aber immer einmalig und darum kostbar jedes Leben ist.
Mit diesen Geschichten wünsche ich euch allen ein frohes Fest und ein gutes, erfülltes, lebendiges und friedliches neues Jahr 2018.
„SPIESSIG” – Nicole, 37, Redakteurin
„In einer Übersprungshandlung haben mein Freund und ich im Januar ein Reihenhaus südlich von Kopenhagen gekauft. Die Idee hatten wir am 23. Januar. Ende Februar unterschrieben wir den Kaufvertrag. Wir wohnen jetzt in einer Straße, von der man direkt aufs Meer gucken kann. Die Nachbarskinder heißen August oder Victor oder Merle. Sie alle spielen auf der Straße. Die Siedlung ist autofrei. Wie Bullerbü in 2017. Ich glaube, ich bin die einzige Ausländerin in unserer Straße. Es ist schön da. Sehr schön. Manchmal zu schön.
Ich bin in einem Hochhaus mit Blick auf die Autobahn aufgewachsen. Und auch wenn es kurios klingt: Manchmal sehne ich mich nach etwas mehr Rauhheit. Nach Currywurst statt ökologischem Bulgursalat. Wir leben jetzt im Epizentrum der dänischen Hyggeligkeit. In einer Blase, die ich früher nur von außen kannte. Und manchmal denke ich: Wann wird sie wohl platzen?“
„BEFREIEND“ – Ilka, 48, Projektmanagerin
„2017 ist das Jahr, in dem ich meinem Alkoholproblem ins Auge geschaut habe. Ich bin familiär belastet, schon mein Großvater war alkoholabhängig, meine Mutter ist trockene Alkoholikerin, und auch ich wusste schon lange, dass ich zu viel trinke – auch wenn ich immer gut funktioniert habe, gerade im Beruf. Mitte des Jahres aber wurde mir plötzlich klar: Ich muss muss und ich will ab sofort alkoholfrei leben.
Zuerst habe ich es allein versucht, hatte aber sehr schnell wieder einen Rückfall. Da habe ich mich daran erinnert, wie ich meiner Mutter, als sie noch trank, immer wieder gesagt habe: ‚Du musst dir Hilfe suchen!’ Seitdem gehe ich in eine Selbsthilfegruppe vom Blauen Kreuz. Dass ich mit dem Trinken aufgehört habe, hat mir die Kraft gegeben, auch andere Probleme anzugehen. Ich hatte seit langem einen schlimmen, aber unterschwelligen Konfikt mit meiner Chefin und habe in diesem Jahr den Mut gefunden, sie darauf anzusprechen und ihn zu klären, nachdem eine Sozialberaterin zu mir gesagt hatte: ‚Diesen Konflikt zu lösen ist eine Rückfallprophylaxe.‘ Ich bin stolz auf mich, dass ich diese Dinge angegangen bin und habe für 2018 schon die nächsten Befreiungsschritte geplant.”
„REICH” – Nora Imlau, 34, Journalistin und Autorin
„’Mehr Leben geht nicht‘, war oft mein Gefühl in unserem Alltag mit unseren drei Kindern zwischen 1 und 10. Was für ein Mix der Emotionen an jedem einzelnen Tag: Der Beginn der Vorpubertät bei der Ältesten mit all ihren intensiven Gefühlen, das völlige Kindsein inklusive wilder Phantastereien bei der Mittleren, dazu das Weltentdecken des Kleinsten inklusive Wutausbrüchen und allerersten Worten.
All diese Phasen passieren hier gerade zugleich, und dazu geht es bei mir auch noch beruflich nach der Elternzeit wieder richtig rund. Reich fühle ich mich also auch, weil ich reich bin an Auftraggebern, an Ideen für Geschichten und Bücher und – zum Glück – an Lesern.
Als mein Mann und ich in diesem Jahr unseren zehnten Hochzeitstag gefeiert haben, haben wir das getan, was man im Englischen so schön ‚count your blessings‘ nennt: Wir haben geschaut, was wir uns alles so aufgebaut haben in diesen Jahren – und was uns geschenkt wurde. Und kamen beide zu dem Schluss: Auf unserem Konto liegt zwar nicht besonders viel Geld. Aber wenn wir uns unsere Familie, unsere Freunde, unsere Arbeit und unser Zuhause angucken, sind wir trotzdem richtig, richtig reich.”
„HOFFNUNGSVOLLFROH” – Bea Kallen, 57, Sekretärin
„Im Herbst 2015 wurde bei mir Osteomyelofibrose, eine seltene Blukrebserkrankung diagnostiziert. Schnell war klar: Eine Stammzellenspende ist meine einzige Chance. Anfang 2016 kam die Nachricht, dass tatsächlich eine passende Spenderin gefunden wurde. Was für ein Geschenk! Nach der Transplantation im Juni 2016 war mein Leben allerdings erst mal die Hölle: Bis Mitte 2017 war es von Gift in jeder möglichen Form, von furchtbaren Schmerzen, zahllosen Bluttransfusionen, Ängsten, von Überlebenskampf und lebensbedrohlichen Situationen, Schwäche, Kotzerei und ständigen Rückschlägen geprägt.
Nun aber, in den letzten Monaten, hat sich so etwas wie Frieden eingestellt. Frieden mit der Situation. Frieden damit, dass ich sowieso nichts ändern kann, sondern nehmen muss, was kommt. Frieden damit, dass ich nie mehr sein werden wie früher. Vor allem aber: Ich habe ein Leben! Lange Zeit fast unvorstellbar, dass ich es behalten würde. Darüber bin ich so froh.
Und ich bin hoffnungsvoll, weil es winzig kleine Schritte in die richtige Richtung gibt und nicht auf jeden Fortschritt die nächste Ohrfeige folgt. Hoffnungsvollfroh, weil ich schon wieder arbeiten kann. Nur ein paar Stunden am Tag, aber doch so viel mehr, als ich vor einiger Zeit glaubte. Hoffnungsvollfroh, weil meine Stammzell-Spenderin mir immer wieder schreibt und mir Mut macht, so wie auch meine Familie und meine Freunde das unermüdlich tun, wenn die Untersuchungsergebnisse nicht so gut sind wie erwartet. Bald werde ich meine Spenderin kennenlernen dürfen. Wir beide freuen uns so sehr darauf. Ich bin glücklich.”
„FRUSTRIEREND” – Anne Woywod, 47, Juristin
„Vor zwei Jahren habe ich zusammen mit einer Architektin die Stiftung Wohnbrücke Hamburg ins Leben gerufen: Wir bilden eheranmtliche Wohnungslotsen aus, die Geflüchtete bei der Suche nach einer eigenen Bleibe unterstützen. Seither haben wir 409 Menschen in unbefristete Mietverhältnisse vermitteln können – ein toller Erfolg in einer Großstadt mit Wohnungsmangel.
Damit wir weiter so erfolgreich sein können, sind wir jedoch laufend auf Spenden und Wohnungsangebote angewiesen. Um bekannter zu werden, haben wir 2017 beim StartSocial-Wettbewerb mitgemacht und haben es tatsächlich unter die ersten sieben Preisträger geschafft. Leider aber wurde über unsere Auszeichnung und damit unsere Arbeit in den Hamburger Medien so gut wie gar nicht berichtet. All der Extra-Aufwand, den so eine Wettbewerbsbeteiligung neben unserem ohnehin sehr zeitintensiven Engagement bedeutete: wirkungslos verpufft.
Ähnliches ist mir letztes Jahr auch im privaten und beruflichen Bereich passiert. Immer wieder habe ich mich reingehängt, habe getan, was ich konnte, habe viel Zeit und Herzblut investiert. Aber am Ende hatte ich keinen Erfolg und zwar aus Gründen, auf die ich keinerlei Einfluss hatte: Da fühlt man sich ohnmächtig. Weitermachen werde ich trotzdem. Weil ich die Arbeit der Wohnbrücke nach wie vor total sinnvoll finde. Weil ich meinen Teil zur Integration von Geflüchteten und damit zum Zusammehalt unserer Gesellschaft beitragen will.“
„ANGEKOMMEN”– Claudia Frech, 46, Weinhändlerin
„Mit Mitte Vierzig haben mein Mann und ich uns einen Lebenstraum erfüllt und einen Neustart gewagt: Wir sind 2014 mit den zwei jüngeren unserer vier Kinder von Stuttgart nach Langeoog gezogen, wo wir 18 Jahre lang Urlaub gemacht haben, um uns dort endlich selbstständig und unabhängig zu machen. 2016 haben wir auf der Insel unsere Vinothek eröffnet, seit Sommer diesen Jahres bin ich ausschließlich dort beschäftigt. Wir haben unser Haus umgebaut, die beiden großen Kinder haben ihre Ausbildungen im Sommer beendet, auf der Insel haben wir mittlerweile einen schönen neuen Freundeskreis und außerdem treue Freunde aus Stuttgart, die uns regelmäßig besuchen.
Die Insel macht mein Herz weit und meinen Kopf frei. Ich gehe jeden zum Strand und geniesse Wind, Wellen und Weite. In der Großstadt fühle ich mich mittlerweile eingeengt. Es gibt ein Gedicht von Mascha Kaléko: ‚Man braucht nur eine Insel, allein im weiten Meer. Man braucht nur einen Menschen, den aber braucht man sehr.‘ Diesen Menschen habe ich seit knapp 30 Jahren an der Seite, Langeoog ist nun wirklich meine zweite Heimat.”
„ABSCHIED” – Mathis Oberhof, 67, Rentner-Blogger
„Nach zehn Jahren kommunaler Filmarbeit habe ich mich Ende 2017 von den von mir ins Leben gerufenen LöwenMovies in unserer Kleinstadt vollständig zurückgezogen. Ich bin sehr glücklich, dass es gelungen ist, eine Gruppe von sechs Frauen und zwei Männern zu gewinnen, die diese Tradition der Vorführung von Filmen, ‚von denen man glücklich nach Hause geht‘, fortführen. Ein ganz wenig Schmerz und ganz viel Glück fühlte ich bei diesem Abschied.
Kurz vorher war überraschend der Vater meiner Stiefkinder gestorben. Viel zu früh, nach kurzer, schwerer Krankheit. Was mich tief beeindruckt hat: wie er sich von seinen beiden Kindern innig verabschiedet hat, so dass dieser Abschied eher unter dem Stern der Versöhnung als der unwiderruflichen Trennung stand.
Mitte des Jahres wurde ich erstmals leiblicher Großvater, nach zehn Probejahren als Stief-Opa oder, wie viele Schweden zu sagen pflegen, als ‚Bonus-Opa‘. Für das Verhältnis zwischen mir und meinem Sohn, der nun selbst Vater ist, war es der endgültige Abschied von der Kindheit, das endgültige Loslassen von mir als Vater und das Akzeptieren, dass meine Kinder irgendwie ganz anders ‚groß‘ werden, als ich mir das früher gedacht habe.
Hermann Hesse schreibt in seinem Gedicht Stufen: ‚und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne‘, aber er meint beides, Anfang und Ende, und er lässt den Text schließen mit den hoffnungsfrohen Worten: ‚Wohlan denn Herz, nimm Abschied und gesunde!‘ Oh ja, das vergangene Jahr war ein gutes Jahr, voller Abschiede, die mir Kraft gaben.”
„DEPRIMIEREND“ – Manuela Obermeier, 47, Kriminalhauptkommissarin und Krimi-Autorin
„Eigentlich habe ich keinen Grund dazu, deprimiert zu sein, denn es gab auch sehr viele schöne Momente: Das Rheuma hat mich kaum gequält; ich habe wunderbare Rückmeldungen zu meinen Lesungen erhalten; ich habe Verträge für zwei Kurzgeschichten und für Band 3 meiner Krimireihe bekommen. Und doch dominierte 2017 die Niedergeschlagenheit. Vielleicht ist das Jammern auf hohem Niveau, aber es nagt an mir, dass mein zweiter Krimi Tiefe Schuld wie Blei in den Läden liegt und nur noch halb so viele LeserInnen gefunden hat wie mein Erstling.
Die Bücher meiner Autorenkolleginnen und -kollegen werden wahrgenommen, werden als Hörbücher veröffentlicht, in andere Sprachen übersetzt – was diese Bücher und deren Schöpferinnen und Schöpfer zweifellos verdient haben. Aber je mehr positive Statusmeldungen anderer Autoren ich auf Facebook lese, desto mehr fühle ich mich als Versagerin. Sie verstärken den Eindruck, dass trotz aller Leidenschaft, Arbeit und Zeit, die ich in meine Geschichten stecke, meine Bücher und ich schlicht nicht gut genug und es nicht wert sind, wahrgenommen zu werden. Ich wünschte, ich hätte einen härteren Panzer, damit mich diese Misserfolge nicht mehr so angreifen und treffen können.“
„NEUANFANG” – Yasmin, 43, Politologin
„2016 endete sehr schmerzhaft für mich: Mein Mann hat mich verlassen, gerade nachdem wir in das Haus mit Garten am Stadtrand gezogen waren, das ich mir immer für unsere beiden Kinder und mich gewünscht hatte. 2017 fing entsprechend schwer an. Ich bin mit den Kindern aus dem Haus zurück in die Stadt gezogen, dann wurde mir auch noch meine Festanstellung als Personalassistentin bei einer Unternehmensberatung gekündigt. Mann weg, Haus weg, Job weg – da habe ich mir gesagt: Schlimmer kann’s nicht kommen, ab jetzt geht es nur noch aufwärts.
Ich habe mich auf mein Studium besonnen, Gründungszuschuss beantragt und mich im Bereich politische Bildung selbstständig gemacht. Natürlich war dieser Neustart mit großer Unsicherheit und Selbstzweifeln verbunden: Schaffe ich das? Inzwischen bin ich aber ganz zuversichtlich. Meine Auftragslage ist gut, es kommen immer neue Jobs und Kunden dazu. Augenblicklich arbeite ich unter anderem an einem Projekt, das der Radikalisierung muslimischer Jugendlicher vorbeugen soll.
Manchmal denke ich sogar: Vielleicht hat mir die Trennung diesen Extrakick gegeben, den ich brauchte, um mich beruflich neu aufzustellen in einem Bereich, der mich wirklich interessiert. Vielleicht war mein Leben ja vorher zu bequem.”
„WUNDERBAR” – Kerstin Frühauf, 57, Lehrerin
„Zu Beginn des vergangenen Jahres hatte ich mir vorgenommen, mich leiten zu lassen von dem Motto der von mir sehr verehrten Künstlerin Paula Modersohn-Becker: ‚Mein Leben ist ein Fest, ein kurzes intensives Fest.‘ Wie ich diesen Vorsatz umgesetzt habe?
Ich habe schöne Musik gehört, jemanden angelächelt oder laut gelacht. Ich habe beim Putzen gesungen, lecker gekocht oder bin tanzen gegangen. Ich habe in alten Kisten gekramt, mich in die Politik eingemischt und versucht, nicht zu viel über Amerika nachzudenken. Ich habe mit meiner Klasse Ausflüge gemacht und mit Kolleginnen und Kollegen für eine gute Sache gestritten. Ich habe mir ein Mittagsschläfchen gegönnt, Briefe geschrieben, schöne Bücher gelesen, war wandern oder spazieren und endlich mal wieder im Nationaltheater Weimar. Ich habe mir einen Kaschmirpulli mit Schneeflocken gekauft, habe mit meiner Mutter gefrühstückt, war mit meinem Freund auf dem Weihnachtsmarkt und habe mit meiner Tochter den Baum geschmückt.
Ich habe mein 2017 zu einem wunderbaren Jahr gemacht, indem ich meinen Vorsatz umgesetzt und aus jedem Tag einen kleinen Festtag gemacht habe.”
Und ein elfter Text wurde noch nachgereicht:
„Anstrengend“ – Birgit, 61, Allrounderin
Es begann im Februar mit Ohrensausen. Ein Anruf, dass mein Vater im Krankenhaus sei. Verdacht auf Schlaganfall. Und ich bekam Ohrensausen. Das dauerte genau bis Anfang September, als ich nach vielem Hin und Her meine Eltern in einem Pflegeheim in meiner Nähe untergebracht hatte.
Das ist die Kurzfassung. Mit 61 Jahren habe ich gelernt, mich kurz zu fassen. Aber vielleicht noch ein paar Schlagworte: lernen, dass die eigenen Eltern in hohem Alter nicht mehr die Eltern sind, die sie mal waren. Besonders wenn Demenz dabei ist, es tut so weh zu sehen, wie die eigene Mutter anders wird. Ich habe lange gebraucht , um damit umgehen zu können und es zu akzeptieren.
Nach dem Ende des Ohrensausens begann ein dreimonatiger Shuttleservice zwischen Südniedersachsen und dem Ruhrgebiet, um die Wohnung meiner Eltern aufzulösen. Aber es war gut, dass ich es in Etappen gemacht habe. Da konnte meine Seele wenigstens immer ein Stück nachkommen, wenn die vielen Erinnerungen an Jugend und Kindheit hochkamen. Und es kam viel hoch. Aber nichts wirklich Schlimmes, sondern Spannendes und Interessantes. Doch es war anstrengend. Körperlich wie auch psychisch.
Dazwischen lagen noch zwei wirklich schmerzhafte Zahnoperationen und eine dauerschmerzende Kniearthrose. Bin ich jetzt ein Jammerlappen? Für manche Mitmenschen sicherlich, aber es ist wie es ist. Ich weiß, ich bin nicht die einzige, die ein anstrengendes Leben hat, aber ich mag es einfach mal sagen dürfen.
Alle Wörter, die meine VorschreiberInnen genannt haben, habe ich in diesem Jahr in meinem Leben auch erlebt und noch vieles andere Schöne mehr. Aber „Anstrengend“ fiel mir halt als erstes ein, in Anbetracht meiner Erschöpftheit. Eines fällt mir noch ein: Seit vielen Jahren begleite ich Eltern, deren Kinder während oder kurz nach der Schwangerschaft gestorben sind. Und hier bin ich dankbar, dass mich das fast nie anstrengt, sondern dass ich hier Hilfe leisten kann, die diese Menschen in dieser traurigen Lebenslage benötigen.
Für 2018 wünsche ich mir und allen Menschen um mich herum neue Kraft und viel Energie, aber auch viel Ruhe.
Eine schöne Idee, diese Geschichten , ausgehend vom „Wort des Jahres“ – und berührende Geschichten .
Danke. Vielleicht ja ein schönes Format für jedes Jahresende.
Autorin